Die Neugierde ist es, die uns trägt

Philosophie von Stimme und Sein

Was ist Stimme?

 

Unsere Stimme erzählt uns etwas über unser Selbst. Sie spiegelt unser Sein, ist Abbild unseres Körpers und Abdruck unserer Seele, unseres Umganges mit dem Leben und der Welt. Sie ist eben mehr als nur Sprechen, Singen, Lachen, Schreien oder Erzählen.

In der Arbeit mit unserer Stimme kommen wir uns selbst näher. Wir lernen sie zu hören, ihr zuzuhören. Wir geben ihr den Raum, den sie braucht, um sich auszubreiten. Wir lernen Bezüge im Körper, Bezüge einzelner Gewebsstrukturen zueinander, wieder herzustellen. Dies geschieht indem wir die Stimme selbst und den Körper befragen ob er dies oder jenes will. Der Körper antwortet auf die gestellten Fragen mit einem Klang (der Stimme).

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr der Körper es mag, gefragt zu werden und dann nur allzu oft mit einem freien Klang antwortet. Häufig erzählen mir Schüler, wenn sie das erste mal zu mir kommen, sie wären unmusikalisch und fragen sich, ob der Unterricht überhaupt Sinn machen würde. Ich beginne dann, mit ihnen zu arbeiten und sie sind überrascht, wie es da aus ihnen klingt.

Ich denke, jeder Mensch kann singen. Jeder Mensch geht einen anderen - seinen Weg. Es ist wichtig, sich zuzuhören und zu vertrauen. All' dies kann man lernen, wieder entdecken.

Wir nähern uns dem Thema Stimme über eine verfeinerte Hör- und Körperwahrnehmung.

Hierfür produzieren wir mittels unserer Stimme Klänge, arbeiten uns langsam an die Kraft / Energie unserer inneren Aufrichtung heran. Wir lernen unseren Atem in seinen feinsten Bewegungen wahrzunehmen und ihm freien Lauf zu lassen, ohne ihn dabei zu beeinflussen. Mehr und mehr breitet sich dabei unsere Stimme in uns aus, durchdringt uns und erreicht so frei und klar unser Gegenüber. Sie bedrängt und fordert nicht, so dass wir und unser Gegenüber uns berühren lassen können. Manchmal bedarf es nur eines kleinen Anstoßes, eines "Aha-Effektes", um alles wieder in Fluss zu bringen.

Nur allzu oft geschieht es, dass wir unsere Stimmungen unterdrücken, ihnen keinen Raum geben. In Folge kommt es mehr und mehr zu Unstimmigkeiten in uns. Etwas bleibt uns im Halse stecken oder verschlägt uns die Sprache. Wir alle kennen diese Momente im Leben. Häufen sie sich, so fühlen wir uns eines schönen Tages nicht mehr stimmig, was sich dann in Heiserkeit, einem Kloß im Hals oder gar Stimmlosigkeit äußern kann. Besonders störend trifft dies Menschen die in Sprechberufen arbeiten oder gar täglich auf der Bühne stehen.

Unser Körper bildet mit unseren Stimmungen eine Einheit. Wer kennt das nicht? Jemand spricht mit uns, mit voller, sonorer Stimme und wir haben das Gefühl, dass dieser Mensch in sich ruht. Die Stimme wirkt sich dann beruhigend auf uns aus. Häufig empfinden wir solche "in sich ruhenden Menschen" sogar als anziehend. Ein Stück weit wünschen wir uns diese "Innere Ruhe" auch für uns selbst. Und was hindert uns daran, dieses Stück der "Inneren Ruhe" zu erlangen? Nichts! Nichts, denn jedem ist das Potential für diese "Innere Ruhe" praktisch mit in die Wiege gelegt worden.

Wir können diese Ruhe auf den verschiedensten Wegen wieder erlangen oder sie Stück für Stück mehr in uns spüren. Dafür bedarf es lediglich einer Portion Neugierde und der Lust, auf Entdeckungsreise zu gehen.

Die Arbeit mit der Stimme, unserer inneren wie auch äußeren Stimme ist eine Möglichkeit, dieser Ruhe näher zu kommen. Sie gibt uns die Möglichkeit, uns selbst zu hören, uns selbst zuzuhören, uns zu spüren und mehr und mehr Teile unseres Körpers in Schwingungen zu versetzen, wodurch wir oft erfahren, wie wir uns wirklich fühlen, ob wir noch "stimmig" sind.